08.11.2018 19:30

Sebastian Fitzek liest aus "Der Insasse" - Gelsenkirchen Hans-Sachs-Haus

Herr Fitzek hat ein Kinderbuch "Pupsi und Stinki" geschrieben und ich nenne ihn deshalb mal ganz mutig meinen Kollegen. Doch er spielt in einer anderen Liga, von ihm gibt es an die 17 Bücher im Thrillergenre. Er hat so ziemlich alle Preise bekommen, die es in dem Genre gibt und hat nun auch selbst einen gestiftet, um Nachwuchsautoren zu fördern, den "Viktor Crime Award", der ebenfalls im Rahmen von "Mord am Hellweg" am Folgetag verliehen wurde.

Abgesehen davon, dass ich seine Bücher gerne lese, wollte ich lernen und das ist mir gelungen. Er ist nicht nur Profi zum Thema Spannung und Thriller, er ist auch ein guter Unterhalter. Anfangs habe ich gestaunt, zu einer Lesung zu kommen, an der an die 700!, in Worten siebenhundert Zuhörer teilnahmen.

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Das Staunen darüber war schnell vorbei und wich dem Staunen über die Professionalität. Ich schweife mal kurz ab, Vor einigen Jahren habe ich von einem Spiel gehört, das in Studentenkreisen en vogue war: Dabei ging es um den Wettbewerb sich gegenseitig PowerPoint-Präsentationen zu präsentieren, aber zu fremden Themen und mit fremd vorbereiteten Präsentationen. Kurz! Herr Fitzek käme bei einer diesbezüglichen Weltmeisterschaft garantiert ins Finale.

Äußerst exakt lieferte er eine Show von zweimal einer Stunde ohne in Intensität oder Unterhaltsamkeit nachzulassen. Wenn man nun noch bedenkt, dass er vielleicht nur vierzig Seiten seines aktuellen Buches "Der Insasse" gelesen hat, ist das erstaunlich. Er hat kurz auf andere Bücher und einen frisch erstellten Film hingewiesen und ansonsten erzählt, wie er recherchiert, was ihm so dabei alles passiert und was dabei noch so an Wissen anfällt. Mein Freund Marco hat schon über die Vorschriften bezüglich Flugzeugtoiletten referiert (http://disq.us/p/1x9n1pm), das spare ich mir. Zum Inhalt des Buches Der Insasse kann man sagen "typisch Fitzek", mal wieder eine Grundidee, die an sich schon patentwürdig ist. Die kurzen Proben reichten mir aus, mir ein Bild zu machen und mich zum Kauf zu entschließen. Schon jetzt verspreche ich eine ausführliche Rezension an dieser Stelle, sobald ich (aktuell) "Der Seelenbrecher" fertig gelesen, "Der Insasse" gekauft und ebenfalls gelesen habe.

Die "patentwürdige" Grundidee: Kinder verschwinden und ein Serientäter scheint dahinter zu stecken. Meisterhaft baut sich schon von Anfang an Spannung auf, weil ein attraktiver, junger Mann, Kommissar Tramnitz und eine Frau namens Myriam - aus welchem Grund auch immer (man rätselt, warum) - sich durch irgendwelche Kellergewölbe bewegen. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen Tatort handelt, an dem Myriam ihre getötete Tochter sehen will. Tramnitz erwähnt, dass sie eigentlich gar nicht da sein dürften. In einem Raum sieht man eine Postzustelleruniform, eine Sackkarre und auf ihr einen Stapel Pakete. Pakete? Sie stellen sich als Attrappe raus, sind aus Pappmaché und bieten einen 1,50 m hohen, verdeckten Hohlraum auf der Sackkarre. Warum?

Bei der weiteren Erkundung des Kellers zeigt Tramnitz ihr einen Kasten mit seitlichen Löchern. Er sagt Myriam, dass es ein Brutkasten ist. Der Täter sei Pfleger in einem Kinderkrankenhaus gewesen und wegen unsittlichen Verhaltens entlassen worden. Als er die Folie von dem Brutkasten abreißt, sieht Myriam den leblosen Körper eines Kindes ... es ist ihre Tochter Laura unter Katzenstreu!? Ihr erschrecktes Gesicht amüsiert den jungen Mann. Myriam erkennt, dass Tramnitz offensichtlich kein Polizist, sondern der Täter ist. Unmittelbar danach endet wohl Myriams Leben drastisch. (Sie sollten das selber lesen! https://bit.ly/2DBrJTP).

Ein Stück weiter im Buch sitzt der sympathische Feuerwehrmann Till Berkhoff abends nach einem stressigen Arbeitstag in seinem Arbeitszimmer. Sein Sohn Max kommt fast unbemerkt herein, um ihm sein neuestes Bauwerk zu zeigen, ein Lego-Raumschiff mit Han Solo und Chewbacca, sogar Luke Skywalker sitzt im Cockpit. Für einen Sechsjährigen eine Leistung, denn auf der Packung steht "ab 9 Jahre". Max möchte es gerne seiner ersten Liebe zeigen, die heißt Anna und wohnt einige Häuser weiter. Anna wäre die ideale Schwiegertochter ... wenn sie nicht siebzehn Jahre alt wäre. Doch seine Mama Ricarda hat ihm verboten, noch so spät rauszugehen. Papa Till hatte am Tag genug Ärger und nun noch Max' Tränen zu sehen, widerstrebt ihm. Abgesehen davon kann er seinem Jungen nichts abschlagen. Er schließt einen Handel mit ihm, wenn Max das Katzenklo reinigt, darf er kurz rüber zu Anna.

Kurze Zeit später trägt Max vorsichtig sein Raumschiff aus dem Haus. Auf der Straße fragt ihn ein Mann nach einer Hausnummer in der Straße. Max ist vorbereitet. Seine Eltern haben ihm beigebracht, dass er vorsichtig mit Fremden ist. Falls ihn jemand zum Mitgehen auffordert, soll er ihm das Passwort abfragen, das nur Max und seine Eltern kennen "Eiswürfel"! So fragt Max nach dem Passwort. Der Fremde kennt es nicht, aber Max sieht ein, dass er ja nur nach einer Hausnummer gefragt hatte. Außerdem ist der arme Kerl spät dran mit seiner Arbeit. Er trägt eine DHL-Uniform und schiebt eine Sackkarre mit einem Paketstapel drauf....

Ein Jahr später besucht Till seinen Schwager, der Kriminalkommissar ist. Man erfährt, dass Guido Tramnitz als Serienmörder an Kindern gefasst und verurteilt worden ist. Er wird in die Forensik für psychisch gestörte Täter eingewiesen. Max ist ihm auch zum Opfer gefallen und seitdem hat Till nur den einen Gedanken: Er muss Max noch einmal sehen, um Gewissheit zu haben und mit seinem Verlust endlich abzuschließen. Er bittet seinen Schwager, ihn in die Forensik einzuschmuggeln, obwohl das eigentlich unmöglich ist, gewissermaßen als "V-Patient". Nach langem Hin und Her gibt der Schwager nach und Till wird "Der Insasse".

Das reicht doch wirklich zum Anfixen oder?

Marco Toccato hat auch einen Beitrag (http://disq.us/p/1x9n1pm) dazu gebracht.