29.09.2021 12:45

„Constance“ von Patrick McGrath

Sidney ist geschieden und Professor an einer Universität. Er trifft Constance, die erheblich jünger ist als er. Sie zieht ihn an und es dauert nicht lange, bis er sie erfolgreich bittet, seine Frau zu werden.
Constance „schleppt“ ein Problem mit sich herum: das Verhältnis zu ihrem „Daddy“ ist gestört. Sie hat einen Vaterkomplex. Es scheint so, als hätte sie Sidney vor allem deshalb geheiratet und man weiß nicht so recht, ob sie es tat, um von ihrem Daddy wegzukommen oder um Sidney als neuen Daddy zu bekommen. Sidney zieht ihr Zusammenleben so auf, dass es eine Art Pygmalion-Verbindung wird. Constance ist zwar gut ausgebildet, aber kann ihm nicht das Wasser reichen und Sidney liebt es Recht zu haben und Andere zu belehren.

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Lange Zeit sind beide sehr glücklich, sie harmonieren auch sexuell. Dann passiert etwas, was mit Constances Schwester Iris zusammenhängt. Iris ist lebenslustig und zieht die Männer an. Constance dagegen wirkt kühl und manchmal abweisend.
Es kommt der Tag, da entdeckt sie, dass es ein Familiengeheimnis gibt und trotz großer Schmerzen für alle Beteiligte lässt sie nicht nach, bis sie es aufgeklärt hat.
Die Aufklärung verwandelt Constance und belastet die Beziehung zwischen Sidney und ihr. Mittlerweile erziehen beide den kleinen Sohn von Sidney, da dessen Mutter, Sidneys Ex-Frau stirbt. Eine Trennung wäre für Sidney schlimm, denn es wäre dann sogar seine dritte Ehe, die gescheitert wäre und sein Sohn hätte keine Mutter mehr.

Anfangs ist es verwirrend, aber dann sehr hilfreich, um beide zu verstehen. Kapitelweise berichten Sidney und Constance abwechselnd als Ich-Erzähler. Man kann beide verstehen und man wird beim Lesen immer ratloser, wie die Geschichte ausgeht und ob diese Beziehung eine Zukunft hat.
Ehrlich gesagt, habe ich meine Schwierigkeiten mit Büchern, in denen Protagonisten ihre Befindlichkeiten beschreiben. Hier ist es ganz anders. Ich musste Sidneys Befindlichkeiten kennen und anschließend die von Constance erfahren. Das war für mich beim Lesen wichtig und es war spannend. Letzteres ist ganz erstaunlich, denn wenn dahinplätschernd der Verlauf einer wenig spektakulären Beziehung beschrieben wird, kommt selten Spannung auf. Patrick McGrath ist es gelungen.