13.02.2023 14:00

„Der Schatten“ von Melanie Raabe

Norah hat ihre Freundin Valerie verloren. Sie fühlt sich schuldig an deren Selbstmord. Achtzehn Jahre später, nachdem sie sich vom Mann ihres Lebens getrennt hat und von Berlin nach Wien gezogen ist, kommt in ihrer Einsamkeit alles wieder zutage. War es ihre Schuld? War es überhaupt Selbstmord?

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Es geschehen unerklärliche Dinge: Mitten auf der Kärntner Straße steht eine bettelnde Frau von den Touristen- und Passantenmassen "umspült" und sagt ihr, dass sie - Norah - am 11. Februar einen Mann namens Arthur Grimm im Prater töten wird. Aus ihrer Wohnung verschwinden Dinge und neue finden sich ein. Der Name "Arthur Grimm" taucht überall auf. Jemand, der vorgibt, ihr helfen zu wollen, schreibt ihr SMS mit Hinweisen, die nach ihrer Überprüfung Arthur Grimm als wirklich "tötenswert" erscheinen lassen. Die neue Nachbarin in Wien sieht aus wie Valerie. Und, als sie Nachforschungen zu der cassandraartigen Bettlerin anstellt - Norah ist Journalistin und beherrscht das - findet sie die Frau tot in einem Bach.

Zurückziehen gibt es für Norah nicht. Sie zieht nicht zurück, sie zieht durch. Es wird immer klarer, dass sie Arthur Grimm töten wird. Er hat es verdient, denn er ist der Mörder von Valerie.

Nun muss ich mich bei Melanie Raabe entschuldigen. Ich habe sie manchmal in Talkshows gesehen und den Eindruck gewonnen, dass es ihr irgendwie gelungen ist, ein, zwei Journalisten einzufangen, die für sie jetzt die Marketingposaunen blasen, sie überall hypen und in Talkshows platzieren, obwohl nicht viel dahinter steckt. Pardon!

Diese Buch ist richtig gut, angefangen von der Idee dahinter bis zur Aufdröselung vor und nach dem Showdown. Das ist meisterhaft und vor allem spannend. Sie lässt kein Detail unerklärt, so dass es selbst nach dem eigentlichen Ende mit Höhepunkt der Action noch einige Seiten gibt, die ihre feingesponnenen Handlungsstränge und Ideen dazu deutlich machen.

Einige Fragen bleiben mir trotzdem noch:

  • Warum der Titel "Der Schatten"?
  • Einen Kunstgriff habe ich zwar erkannt, weiß aber nicht, warum sie ihn gewählt hat: Das ganze Buch wird aus der erzählerischen Vergangenheit erzählt, nur ab Kapitel 58 verfällt sie für vier Kapitel bei einer Beschreibung von Vergangenem in die Gegenwart. Warum? Wenn ich Melanie Raabe mal treffe, werde ich sie das fragen
  • und auch, ob Theresa nun blaue oder braune Augen hatte.

Ach ja, einen hat sie besonders böse dargestellt und ihm den Nachnamen "Balder" gegeben.

  • Ist das, was ich zur Namensgebung denke, richtig? 

Auf jeden Fall zitiert selbiger einmal im Buch Shakespeare und dass es so ist, steht nicht dort, aber in Prosa ist das durchaus erlaubt.

Und ein weiteres Zitat schreibt sie einer "klugen Frau" zu, obwohl es wörtlich von einem Stephen Covey(?) sein soll:

„Wir sehen die Welt nicht so, wie sie ist, sondern so, wie wir sind.“ 

Dem Talmud und Anaîs Nin wird nachgesagt, es hieße: 

„Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, wir sehen sie so, wie wir sind.“, was so ziemlich aufs selbe hinausläuft.

Was stimmt, ist nicht klar und auch nicht buchentscheidend, aber man sieht mal wieder, nur die Einstein-Zitate im Internet sind die einzigen richtigen ;-)