09.08.2021 15:05

"Die Möbel des Teufels" von Heinrich Steinfest

Ob es stimmt, weiß ich nicht, aber nach meinem Gefühl sind die meisten guten, deutschsprachigen Schauspieler aus Österreich. Was soll das?, werden Sie sich fragen, aber ich kriege gleich die Kurve.

Es geht um die Sprache. Für mich existieren zwei Arten Deutsch, das deutsche Deutsch und das Deutsch von Österreichern!

Heinrich Steinfest schreibt - für mich - ein Deutsch, wie es nur Menschen aus Österreich können. Und das in einem Krimi!? Und dann erzeugt er auch noch nicht naheliegende, aber fantastische (im direkten Sinne) Bilder, hier ein Beispiel: Der Held des Buches, Leo Prager fragt als junger Mann provozierend einen zwielichtig durchscheinenden Geschäftsfreund seines Vaters, ob er sich gerade im Gespräch mit einer Gespensterschrecke verglichen hätte: 

"»Eher wie bei einer Spinne«, hatte Casparius geantwortet und Leo in einer Weise angelächelt, als könnte er ihn durch dieses Lächeln mit einer kleinen Krankheit infizieren."

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Das ist keine "normale Krimikost". Ich glaube, es war Raymond Chandler, der zeitlebens darum gekämpft hat, dass seine Romane nicht nur als Krimis, sondern auch als Literatur anerkannt werden. Steinfest muss nicht kämpfen. Dieses Buch ist Literatur und hat als Geschichte einen Krimi. Ich nehme an, dass er eine sehr spezielle Fangemeinde hat, die ebenfalls nicht aus "normalen Krimilesern" besteht.

Anfangs, und das meine ich bis über das erste Drittel hinaus, tat ich mich schwer mit seinen Gedankensprüngen, die mich verwirrten und mich immer wieder davon abzuhalten drohten, den roten Faden zu behalten. Aber dann wurde ich immer froher "drangeblieben" zu sein. Wenn man von einem Autor ein erstes Buch liest, fehlt noch das Grundvertrauen und etliche Menschen, besonders die der Gattung "Krimileser" legen Bücher schon nach 30 Seiten beiseite, wenn sie nicht spätestens dann den "Thrill" verspüren. Heinrich Steinfest hat mein Grundvertrauen und ich werde nun auch andere Bücher von ihm von Anfang bis zum Ende lesen.

Zum Inhalt: Bereits erwähnter Leo Prager verschwindet 1976 mit etwa 19 Jahren aus Wien und kommt als 63jähriger zurück, weil seine Schwester ermordet worden ist. Der Grund für sein Verschwinden hängt mit einer Brücke, der Reichsbrücke in Wien zusammen, die an einem Sonntagmorgen am 1. August 1976 eingestürzt ist. Er hat mit einer Super-8-Kamera den Einsturzmoment gefilmt, aber er lässt den Film nicht entwickeln. Erst als er 44 Jahren später zurück in Wien ist, holt er das nach. Was er sieht, kann er nicht glauben. Er klärt zusammen mit einer Detektei alles und noch mehr auf. Die Wege die die Detektivin und er dabei gehen, sind verschlungen. 

Es lohnt sich, beim Lesen Geduld zu haben. Ein tolles Buch.