08.11.2018 19:30

Sebastian Fitzek liest aus "Der Insasse" - Gelsenkirchen Hans-Sachs-Haus

8. November 2018 Sebastian Fitzek "Der Insasse" - Hans-Sachs-Haus, Gelsenkirchen

Ich traue mich gar nicht von einem Kollegen zu schreiben. Der Herr Fitzek ist so weit von mir weg, das kriegen ich nicht mehr hin.

Es waren circa 600 bis 700 Zuhörer da! Ich wäre mit einem Zehntel bei meinen Lesungen hochzufrieden! Es ist sogar so, dass ich es schöner finde, wenn es nicht so gigantisch wird. So ein bisschen geht mir "Billy Graham" oder "Jesus, he knows me!" durch den Kopf. Ich weiß aber nicht, ob das aus Neid ist oder nicht.

1. Zum Buch

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Der Insasse scheint wieder ein typisches Sebastian Fitzek-Buch zu sein. So wie der mit Cliffhangern arbeitet und Dauerspannung aufbaut und hält, das ist schon einzigartig. Ich lese gerade "Der Seelenbrecher" (wurde auch angesprochen) und ich merke, wie ich immer schneller lese, weil ich endlich den aktuellen Anreizer aufgelöst haben will und wenn es dann so ist, quält mich der nächste.

Ich arbeite dran, sowas auch mal hinzukriegen, aber das wird in diesem Leben in der Perfektion nicht mehr klappen.

2. Aufbau der Lesung
Insgesamt waren es zweimal eine Stunde mit Sebastian Fitzek auf der Bühne und eine halbe Stunde Pause. Wie gesagt, waren etwa 700 Leute im Saal und es hatte schon eine gewisse 'Heilsbringer-Aura'. Das lag weniger am Autor als an der Stimmung des Publikums, das waren alles eingeschworene Fitzek-Anbeter.

In den zwei Stunden hat Herr Fitzek etwa 30, 40 Seiten aus dem Buch gelesen! Nur? Mehr nicht?

Nein, mehr war es nicht, aber es waren die richtigen Stellen, um mich anzufixen.

Seine große Kunst liegt im story telling. Er erzählt zu anderen Büchern, zu einem Film, der gerade fertig geworden ist und vor allem, was ihm so widerfährt. Letzteres macht er so, wie es gute Bekannte untereinander tun. Ich habe mich wie ein Freund von ihm angesprochen gefühlt und nehme an, dass es den Anderen auch so ging.
Man hört ihm gerne zu, wenn er zum Beispiel von seinen Rechercheergebnissen erzählt: Warum sind auf den Klos in Flugzeugen Aschenbecher? Weil es Vorschrift ist und weil es besser ist, dass die, die sich um das Rauchverbot nicht scheren, ihre Zigarette im Aschenbecher ausdrücken, als die gegebenenfalls noch glimmende Kippe in den Behälter mit den gebrauchten Papierhandtücher zu werfen.

Und nun weiß ich auch, dass die Wickelauflage in der Flugzeugtoilette gemäß Vorschrift für das Gewicht von zwei Erwachsenen ausgelegt ist! ... Okay?

Es ist toll, sich von Sebastian Fitzek einen langen, kurzweiligen Abend lang unterhalten zu lassen. Er hat ein sehr professionelles Timing, fast auf die Sekunde genau. Wie er das macht, ist mir schleierhaft! Wenn er mal nicht mehr schreibt, sollte er (auch richtig erfolgreiche) Manager in Sachen "Präsentation" beraten. Ich habe da schon schlimme Veranstaltungen gesehen, weit weg von der Meisterschaft und Präzision an diesem Abend.

Es muss leicht wirken! Und es hatte eine große Leichtigkeit.

Leichtes zu machen, ist schwer! Ihm ist es gelungen.

Ach ja, das Buch werde ich mir kaufen. Die Schlange am Abend war mir zu lang!