05.11.2021 17:45

„State of terror“ von Hillary Rodham Clinton und Louise Penny

Spannend von der ersten Seite an.

Ich muss mich entschuldigen, weil ich anfangs dachte, 'muss Frau Clinton nun auch noch auf dem Cover eines Politthrillers erscheinen?'. Nun weiß ich es. Ja, denn sie hat wenigstens für authentische, glaubwürdige Insider-Informationen gesorgt, wenn nicht sogar etliche weitere Textumfänge beigesteuert. Das Autorengespann hat ganze Arbeit geleistet und einen sehr soliden und guten Thriller abgeliefert. Frau Louise Penny hätte sicher einen Politthriller mit ähnlicher Handlung allein schreiben können, aber diese Details, das Wirken der Akteure und „wie alles in ‚Higher Places‘ so funktioniert“ hätte sie nie so glaubhaft formulieren können.

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Zum Inhalt: Eine neue Regierung nach einem „seltsamen“ US-Präsidenten versucht sich und die USA wieder in eine ihr zustehende Position zurück zu kämpfen. Donald Trump lässt grüßen, auch wenn er hier Eric Dunne heißt. Der neue Präsident, Doug Williams wirkt rechtschaffen, aber sogar ein Rechtschaffener nutzt sein neues Amt, um einer Erzfeindin übel mitzuspielen. Er ernennt Ellen Adams zu seiner Außenministerien, um sie möglichst schnell abzuschießen. Ellen Adams war CEO eines Medienkonzerns, der Williams in der Vergangenheit heftig angegriffen hatte. Nun ist Ellen raus aus der Position und drin in einer, wo ein Anruf von Williams in Südkorea reicht, um ihren ersten Außeneinsatz zu einem Desaster zu machen.

Man staunt als Leser, weil man nicht glauben kann, dass selbst in so hohen Sphären persönliche Gefühle eine Rolle spielen und ein Präsident sein Mütchen kühlt, indem er seine Außenministerin blamiert. Man sieht, es sind keine Götter, die die Weltabläufe bestimmen, sondern unter Umständen rachsüchtige Männer und Frauen. Der gegenseitige Hass geht auf ein Ereignis zurück, bei dem Ellen fast ihren Sohn Gil verloren hätte, verloren an die Willkür eines Clans im Dunstkreis von Al Kaida und IS. Apropos Götter, schon die Götter im Olymp haben jede/r ohne Rücksicht auf Verluste ihr eigenes Süppchen gekocht, wie man weiß. In diesem Buch schlussfolgerte ich, da Joe Biden nach Trump kam, dass dieser ehrwürdige, ältere, katholische Herr sich womöglich auch nicht zu fein ist, Persönliches vor die Staatsräson zu stellen. Ich hoffe, ich habe falsch gefolgert.

Und man kommt weiter nicht aus dem Staunen heraus, die Führungsschicht im Weißen Haus scheint weitgehend unterwandert zu sein von Akteuren, die eine besondere Meinung dazu haben, was echte Amerikaner ausmacht und wie Amerika „zurück“ zu seinen alten Werten kommen könnte. Oder ist das mit den "alten Werten" nur vorgeschützt, der Sand in den Augen ihrer verblendeten Follower und es geht allein um Macht und Geld?

An mir zogen alle möglichen Erinnerungen vorbei von der Tea Party 2009 mit der Frontfrau Sarah Palin über Trump bis hin zum Sturm auf das Capitol Anfang dieses Jahres. Da fällt mir ein, wo sind eigentlich die Tea Party, Frau Palin und ihre Mitstreiter abgeblieben? Machen die nur Bunga Bunga mit Donald in Palm Beach oder lauern die irgendwo noch auf ihre Gelegenheit und dann Gnade uns Gott?

Wenn ich meine „blauen Augen“ mal wieder einsetze und mir die USA als den „weißen Ritter“ unserer Welt vorstelle, muss ich im Buch und in der Realität an dem verzweifeln, was amerikanische Politiker tun, sagen und bewirken. Es besteht heute sicher kein Zweifel mehr daran, dass der 45. Präsident eher in eine Klinik als ins Weiße Haus gehört hätte, aber er war eben ein Einzelfall? War er doch oder? Übrigens, der "schwarze Ritter" heißt im Buch Iwanow und auch dort wird daran erinnert, dass er mit nacktem Oberkörper zu reiten pflegt.

Frau Clinton hat sicher einige Revanchegefühle beim Schreiben gehabt. Ich kann das nachempfinden, denn noch im März 2020 habe ich meinen kleinen Thriller zur damaligen Administration veröffentlicht (CoronaGate), weil ich die Welt nicht mehr verstand. Rachedurst, Revanchegefühle und unverdauter Ärger können durchaus zu schöpferischen Höchstleistungen führen, wie man an "State of terror" feststellen kann.

Gut, dass es das Buch mit seinen prominenten Verfasserinnen gibt.

Aber ganz abgesehen von all meinen Gedanken handelt es sich um einen spannenden, unterhaltsamen Politthriller, den ich sehr empfehlen und allen ans Herz legen kann.

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