11.05.2023 12:20

"Das Café ohne Namen" von Robert Seethaler

Es ist ein ruhiger Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Er handelt von einem Mann im Wien der sechziger und siebziger Jahre. Dazu fällt mir ein alter Schlager ein - "Im Wartesaal zum großen Glück".

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Anfangs liegt alles nach dem Krieg darnieder und die Menschen tun Arbeiten, die sie nicht gelernt haben, aber für die sie Geld bekommen, das für ihren Lebensunterhalt reicht.

So auch Robert Simon, der auf dem Karmelitermarkt überall aushilft, Gemüse putzt, die Stände säubert und dem Fleischermeister Türscharniere und Rollladen schmiert.

Früher gab es ein Marktcafé, das aber schon seit langem nicht mehr geöffnet hat. Das würde Robert gern wieder zum Leben erwecken und betreiben. Das ist sein Traum. Eines Tages fasst er sich ein Herz und fragt den Hausbesitzer, ob er es pachten kann und sein Traum wird wahr.

Der Roman erzählt nun von Robert und seinen Gästen im kleinen Kosmos des kleinen Cafés. Jeder von ihnen hat ein Leben und sie bringen ihre Geschichten mit ins Café, dem Robert keinen Namen gibt.

Im Winter wird es eng, die Gäste bleiben aus, aber die Kriegswitwe, bei der Robert ein möbliertes Zimmer bewohnt, gibt ihm einen guten Rat.

Es kommt Mila hinzu, deren einfache Geschichte auch sehr glaubhaft geschildert wird. Sie wird zur Kellnerin, obwohl sie es gar nicht kann. Und nach und nach werden alle und das Café älter, bis es ...

Aber das verrate ich nicht. 


Man liest erstaunt, mit wie wenig man damals gelebt hat, was an Abwechslung reichte und wie die Leute miteinander lebten ohne große Ansprüche. Fast wird man neidisch. 

Nicht nur die Geschichte an sich sondern auch ihr Inhalt ist einfach, klar, unkompliziert und ruhig geschrieben. Es ist wohltuend zu lesen, wie die "kleinen Leute" gelebt haben könnten. Keine Action, Cliffhanger oder komplexen Erzählstränge sind nötig. 


Wer einmal ohne Hektik und Eile unterhalten werden will, wird dieses Buch mögen.