19.12.2021 16:35

"Mord auf dem Eis" von Beate Maly

Es fällt wahrscheinlich langsam auf, dass ich sehr gerne Bücher lese, in denen Wien eine Rolle spielt und wenn es dann noch im frühen 20. Jahrhundert ist, habe ich alles beisammen. Frau Maly schreibt in einer Reihe von dem Apotheker im Ruhestand Anton Böck und seiner sehr guten Bekannten Ernestine Kirsch.

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Sie ist vor allem neugierig und hat das für sich akzeptiert. Besonders dann erwacht ihre Neugier, wenn es sich um etwas Kriminalistisches handelt und diesbezüglich sitzt sie in der ersten Reihe. Antons Tochter Heide, Kriegswitwe seit dem ersten Weltkrieg will Erich Felsberg heiraten und Erich ist Kriminalkommissar. Er hat zu kämpfen, denn seine Abstammung ist jüdisch und sein Konkurrent Pinter im Präsidium ist ein Judenhasser. Ein weiterer "Hauptdarsteller" ist der Eislaufverein in Wien. Genau der, dessentwegen die Stadt Wien gerade heutzutage droht, das Weltkulturerbe zu verlieren. Die Stadtgewaltigen haben das Gelände verkauft an einen Investor, der ein turmartiges Gebäude dort erbauen will, was die Silhouette der Stadt, vom Belvedere aus gesehen, zerstören würde. Aber das ist eine andere Geschichte (vielleicht nutze ich das für einen Krimi?).

Im Eislaufverein ist traditionsgemäß eine Nikolausfeier. Der Nikolaus, der Lebkuchen an die Kinder verteilt, war ein Glücksgriff. Hubert Heindl, ein lieber Kerl, der als Lebzelter die Lebkuchen selbst herstellt. Doch die Idylle wird gestört. Zwei Krampusse flitzen über die Eisfläche und verstören die Kinder und die meisten Zuschauer. Es entsteht ein Durcheinander und am Schluss des Festes findet man die hoffnungsvolle Eiskunstläuferin Melitta Schäfer erschlagen in der Damenumkleide.

Ernestine beginnt, sich einzumischen. Sie lernt die Gräfin Rakovsky, deren Neffen Ferdinand Jasnikoff und die Gesellschafterin Theodora Fickl kennen. Letztere wird die zweite Leiche im Buch, die ähnlich wie die selige Melitta umgebracht wurde. Verdächtige gibt es zuhauf, jedenfalls was Melitta angeht, denn sie war eine launische, sehr ehrgeizige, rücksichtslose junge Dame, die ihre Schönheit skrupellos einsetzte.

Kommissar Felsberg tut sich schwer mit dem Fall. Dabei ist es wichtig, dass er vor Pinter den Täter oder die Täterin findet. Ist Pinter erfolgreich, wird er Vorgesetzter von Erich.

Gut, dass Ernestine neugierig, scharfsinnig und mit einem guten Gedächtnis ausgestattet ist. Mehr will ich nicht verraten.

Man erfährt viel vom Wien der 1920er Jahre, bekommt auch ein etwas sehr possierliches Sittenbild der Zeit. Frau Maly schreibt mir persönlich ein wenig zu lehrerinnenhaft, aber das ist wirklich nur meine Meinung. Zur Zeit, von der sie berichtet, passt das tatsächlich sehr gut. Die Geschichte ist rund und vor allem gut recherchiert. Trotz des Stils würde ich auch noch andere Krimis mit der hellwachen Ernestine lesen wollen.